Sind Sie eine Einzelkämpferin – oder eine Ihrer Kolleginnen?
Im letzten Beitrag schrieb ich darüber, wie eine Einzelkämpferin denkt. Was in ihrem Kopf vorgeht, wenn sie sich mit ihren Kollegen und Kolleginnen vergleicht.
Diesmal zeige ich Ihnen, wie sich das auf ihre Arbeit und den Umgang mit Kollegen und Kolleginnen auswirkt.
Perfekt, autark, unabhängig und selbständig: Die Einzelkämpferin will all das sein.
Das wirkt sich auf ihre Arbeit aus – Einzelkämpferinnen zeigen oft bestimmte Verhaltensweisen.
Die Einzelkämpferin …
- hängt sich in die Arbeit und wendet viel Zeit für Details auf
- nimmt Fehler sehr übel – die eigenen und die der anderen
- kann schlecht nein sagen – sie ist das „fleißige Lieschen” für alle
- will alleine entscheiden – und am liebsten alles selber machen
- delegiert ungern. Sie bezweifelt, ob andere die Aufgabe ebensoso gut erledigen können wie sie
- bewertet Teamarbeit als zeitaufwändig und vermeidet sie
- vermeidet Kompromisse – sie denkt, die Wege dahin seien langatmig
- verfolgt ihre persönlichen Ziele engagiert. Sie will sich selbst sagen können: „Hurra, ich habe das geschafft! Ich bin die Siegerin, die erfolgreiche Kämpferin!”
Erkennen Sie einiges davon – bei anderen oder bei sich?
In der Karrierebibel fragt Nils Warkentin: „Einzelkämpfer: Geht das überhaupt?“ Ich bin mit ihm einer Meinung: Die Idee, alles im Leben alleine zu bewerkstelligen, ist nicht machbar.
Wir Menschen waren schon immer aufeinander angewiesen. Seit der Steinzeit: beim Feuer machen, beim Sammeln von Honig, beim Jagen, bei der Suche nach einer schützenden Unterkunft oder beim Wache halten. Das ging nur in Gruppen.
Auch heute sind Gruppen wichtig: in der Nachbarschaft, im Verein, im Urlaub, in der Familie, in der Ausbildung … und natürlich im Beruf!
Unterstützung geben und annehmen: ein wunderschönes Gefühl
Einzelkämpferinnen entgehen viele positive Erlebnisse und Emotionen, die man alleine nicht haben kann. Dazu gehören Teamgeist, Hilfe, Freude, Trost, Umarmungen, Feiern und vieles mehr.
Wie ist das beim Sport, fragen Sie jetzt? Die Athletinnen und Athleten, die nicht in einem Team antreten – kämpfen die nicht alleine gegen die anderen? Eine Goldmedaille ist schließlich ein Highlight in einer sportlichen Karriere.
Ist eine 100-m-Läuferin oder Schwimmerin wirklich eine Einzelkämpferin?
Nein, denn ein ganzes Team steht hinter ihr: persönliche Trainer, Berater, alle Vereinsmitglieder, die Entwickler der Materialien und Outfits, Fans, Physiotherapeuten, Veranstalter, Begleiter, Mitbewerberinnen, Finanziers, Presse und, und, und.
Teammitglieder sollten zueinander passen und aufeinander eingestimmt sein. Eine Sportlerin braucht das Engagement und Willen des ganzen Teams, um Gold zu erreichen. Alle unterstützen, motivieren, fördern, begeistern, beflügeln, umsorgen sie – und helfen ihr, wenn sie einen Tiefpunkt hat.
Übersetzen Sie das in Ihre eigene Situation!
Angenommen, Sie möchten Projektleiterin oder Abteilungsleiterin werden.
- Welches Team-Ziel möchten Sie erreichen?
- An wen delegieren Sie bestimmte Arbeiten?
- Mit wem müssen oder möchten Sie Kompromisse eingehen?
- Wer kann Ihr Team verstärken?
- Wie motivieren Sie Ihr Team?
- Wer kann Sie vertreten, wenn Sie länger nicht im Einsatz sind?
- Benötigt jemand Unterstützung oder eine Extraportion Motivation?
Sicher ist Ihnen klar: Wenn Sie solche und ähnliche Gedanken haben, sind Sie weg von der Einzelkämpferin!
Die Einzelkämpferin kann die Nachteile ihrer Einstellung meistens nicht erkennen.
Welche Vor- oder Nachteile hat das Einzelkämpfertum für Sie? Haben Sie bestimmte Erfahrungen in der Hinsicht gemacht, die Sie mir schildern können?
Ich freue mich auf Ihren Kommentar!
Im nächsten Blogartikel widme ich mich dem Kontrapart der Einzelkämpferin: der Netzwerkerin!